27.02.2008

Holger Niederhausen: Die Waldorfpädagogik in den Kulturen der Welt

Angesichts des Nationalismus, der die Deutschen durch alle politischen und wirtschaftlichen Lager hindurch erfasst hat, tun auch die Waldorfschulen gut daran, sich ihrer Grundlagen und Absichten zu versichern. Nicht, daß sie diese aus den Augen verloren hätten, aber seit die Anthroposophen während der Fußball-WM reihenweise umgefallen sind, muß man im Bewußtsein haben, daß man eben auch in 'anthroposophischen' Kreisen nicht gegen jene Instinktkräfte gefeit ist. Wie stehen Anthroposophen und Waldorflehrer z.B. zu der Frage, die Erdogan zitiert hat? Glauben sie auch, daß man die Türken an der Bildung einer "Parallelgesellschaft" hindern müsse, oder glauben sie vielleicht sogar, daß Waldorfpädagogik einen 'deutschen' Kulturboden brauche und gefährdet sei, wenn die Deutschen in der BRD vielleicht irgendwann nur eine Minderheit neben vielen sind?

Es ist unbedingt notwendig, daß die Waldorfschulen jetzt in dieser Frage eindeutig Stellung beziehen, und zwar für die Position des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. Erfreulich ist daher, was Holger Niederhausen von den "Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners" in seinem Artikel "Die Waldorfpädagogik in den Kulturen der Welt" feststellt, daß nämlich "die Waldorfpädagogik kein Exportprodukt ist, das einer anderen Kultur einfach übergestülpt wird". Das gehe daraus hervor, daß "der zentrale Ansatzpunkt schlicht und einfach das Wesen des Kindes ist - dieser Ansatz ist zum einen überkulturell-menschheitlich, zum anderen völlig individuell" - was Niederhausen anhand einiger Beispiele von Waldorfschulen in fremden Kulturen deutlich macht.

Holger Niederhausen: Die Waldorfpädagogik in den Kulturen der Welt
Thema Kulturfreiheit

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Na, prima - der Blog ist ja doch ziemlich aktuell. Das meiste andere auf der "Heimseite" ja leider nicht. Wann wird sie wieder ausreichend gepflegt?
Das Thema Waldorfschulen und Verhältnis zu Multikulti ist ganz wichtig, Herrn Erdogan halte ich allerdings nicht für aufrichtig ...
Doch ist derzeit "mein Thema" ein anderes: Neue Arbeit. Habe gerade aus Hannover einen Blog dazu eingerichtet: http://www.neuearbeit.typepad.com
Vielleicht sollte ich für diesen Blog mal einen kurzen Aufsatz schreiben?

Johannes Mosmann hat gesagt…

Herrn Erdogan halte ich auch nicht für aufrichtig, bzw. nicht mehr oder weniger als die meisten deutschen Politiker. Aber die öffentliche Diskussion dreht sich ja nicht um die Person Erdogans, sondern um seine Äußerungen zur Beziehung der beiden großen Volksgruppen, die in Deutschland leben; bzw. um den einen diesbezüglichen Satz "Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Der Satz wäre uninterssant, wenn nicht die Reaktionen der Deutschen gezeigt hätten, daß Erdogan mit seiner 'Unterstellung' Recht hat, bzw., das dieses eben doch keine Unterstellung war. Die Deutschen haben offenbar in der Tat die Absicht, die Türken ihrer Kultur mit Hilfe staatlicher Mittel anzugleichen. Und in diesem Punkt muß man sich als Freund der Waldorfpädagogik, wenn man überhaupt irgendetwas von dem Prinzip der Waldorfschule verstanden hat, Erdogans Meinung anschließen.