Johannes Mosmann: Versuch über die Zukunft der Bezahlung digitaler Werke Thema Eigentum
10.09.2015
Zu TTIP: Versuch über die Zukunft der Bezahlung digitaler Werke
"Posten wie Satz, Layout, Vertrieb usw. jeweils für sich genommen kostenintensiver als der Druck eines Buches. Und die eigentliche Arbeit, das Forschen und Schreiben, ist dann noch gar nicht bedacht! Dennoch - alle diese Kosten in den Preis eines E-Books einfliessen zu lassen ist eine Milchmädchen-Rechnung. Man „rechnet“ im Internet-Zeitalter nur richtig, wenn man zunächst das geistige Produkt von der Ware unterscheiden kann, und auch die jeweiligen Kosten ganz unterschiedlich betrachtet. Im folgenden will ich anhand meines E-Books eine Differenzierung versuchen, die dann vielleicht auf gesunde Wege der „Bezahlung“ digitaler Werke schliessen lässt."
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2 Kommentare:
Hallo Johannes,
bei den digitalen Technologien ist der eigentliche physische Produktionsvorgang, der beim Buch auf der Seite des Verlages liegt, automatisiert. Das ist meinem Eindruck nach der ganze Unterschied.
Um ein Buch manuell zu kopieren, muss ich eine Abschrift erstellen oder einen Setzer beauftragen, den Ursprungstext neu zu setzen, damit er wieder gedruckt werden kann. Um einen Online-Text von einem Rechner auf den anderen zu kopieren, benutze ich z.B. einen USB-Stick. Der Text liegt ja in irgendeiner codierten Form sozusagen als elektromagnetisches Muster auf der Festplatte. Die Übertragung auf den Stick und von da auf die nächste Festplatte, am Ende auch ein eventuelles Ausdrucken des Textes, das übernimmt die Technik für mich. Wo früher physische Bücher bedruckt und von A nach B transportiert wurden, sind heute Halbleiter in Tätigkeit und Glasfaserkabel werden von Lichtimpulsen durchflitzt. Insofern ist der Teil der die Warenseite des ebooks darstellt tatsächlich der Computer, die Peripheriegeräte, das gesamte physische Internet mit seinen Kabel- und Funkverbindungen. In deren Bereitstellung liegt dann auch, was der Mensch als Arbeiter im Wirtschaftsleben zu leisten hat. Interessanterweise hat gerade das Internet die Notwendigkeit von Steiners Gedanken der notwendigen Trennung von Redaktions- und Verlagstätigkeit zur deutlichen Erscheinung gebracht. Das ganze "Problem" des Raubkopierens von "Software" hat man ja nur, weil man die einzelne auf einem Rechner installierte Instanz eines Programmes wie eine Ware auffasst, anstatt zu bemerken, dass lediglich die "Hardware" Ware im wirtschaftlichen Sinne ist.
Beim Setzer eines Textes war - zu einer Zeit als es den Beruf noch gab - der "Stoff" mMn durchaus das Wesentliche. Den Text eines Autors zu setzen, steht auf derselben Ebene wie die Herstellung des Papieres für das Buch oder der Bau der Druckmaschine. Anders beim Layout: es kann in dem Sinne nicht "wegkonsumiert" werden. Es wird entworfen, kann dann kopiert, gesetzt, in eine Layout-Software übertragen oder mit dem Pinsel (Buchmalerei!) abgemalt werden. Ich halte es also eher auf der Seite stehend, die durch Schenkung zu finanzieren ist.
Deine Aussage zur selbstlosen Art der Begegnung mit dem ahrimanischen Geist ist mir nicht ganz verständlich. Was meinst du hier? Ich sehe den ahrimanischen Geist bereits beim Buchdruck vorhanden, auch die immer gleichen, gesetzten Lettern sind ahrimanisierter Geist. Ich sehe keinen prinzipiellen Unterschied zu einem in einer elektromagnetsichen Codierung auf einem digitalen Datenträger gespeicherten Text oder Bild. Sehr wohl sehe ich einen graduellen Unterschied: Die Lettern des Buchdrucks sind starr und gleichförmig, das Video auf Youtube, die Musik von der CD oder das Computerspiel suggerieren dagegen den Schein des Lebens. Ahriman tarnt sich in der digitalen Welt, indem er mit einer Art gespenstischem Scheinleben auffährt. Tatsächlich kann ich sowohl in einem mit beweglichen Lettern gedruckten Buch als auch im Internet immer nur Verweise auf die eigentliche, die geistige Wirklichkeit finden. Steiners gedruckte Bücher sind Zeichen ebenso die Texte von Johannes Mosmann im Internet. Ich als Leser muss das eigentlich wirkliche, das sie meinen, erst wieder finden. Anders ein Vortrag, den ich live erlebe: hier "weht" noch etwas anderes. Meine ich jedenfalls. Völlig klar sehe ich das nicht. Die nicht-ahrimanische, geistige Wirklichkeit ist mMn dass, was im Falle einer vollkommenen technischen Reproduktion der Vortragsrede (z.B. auf dem Holo-Deck des Raumschiffs Enterprise) *nicht* vorhanden wäre, beim realen Erlebnis dagegen schon. Das zu erforschen scheint mir sehr wichtig. Namentlich der Gebrauch technischer Medien zur Reproduktion von Kunst (Musik! Film! Fotos!) scheint mir eine sehr kritisch zu betrachtende Sache.
Noch zur Bezahlung digitaler Werke: das Finanzierungsmodell des Online-Comics "Pepper & Carrot" (peppercarrot.com) ist mMn eines der sehr wenigen, das in die richtige Richtung geht. Der Autor macht seinen Lesern auf einer Unterseite seiner Homepage transparent, dass sie ihm Geld geben müssen, damit er dadurch in die Lage versetzt wird, eine neue Ausgabe des Comics zu zeichnen. Er sagt auch wieviel. Tun sie das nicht, kommt eben nichts zustande, weil er von etwas anderem Leben muss. Das fertiggestellte Comic ist dann allerdings gemeinfrei und für alle Menschen zugänglich! Es ist einer der wenigen Fälle, in denen der Autor nicht versucht über Umwege wie Werbung Geld hereinzubekommen oder die Spender dadurch anregen will, dass er ihnen exklusive Gimmicks wie signierte Zeichnungen verspricht... Solche Manöver verbauen den Blick auf den eigentlichen Vorgang und es entsteht immer der Eindruck man "kaufe" etwas. Auch die Gemeinfreiheit der meisten ähnlichen Projekte ist nicht gegeben. - Allerdings bleibt auch bei P&C noch ein Gesichtspunkt unbeachtet: die Finanziers eines Comics beauftragen den Zeichner mit ihrer Spende gewissermaßen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Zahlung des Geldes als Schenkung aufgefasst wird. Schenkung findet ja erst in dem Moment statt, indem ich auf mein Recht verzichte etwas für das Geld zu bekommen. Ich lasse wirklich ganz los... Aber das ist den Zeitgenossen natürlich schwierig zu vermitteln.
Viele herzliche Grüße Stefan
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