29.09.2010

22-Stunden-Woche statt Grundeinkommen

"Wenn es um die Propagierung des bedingungslosen Grundeinkommens für alle geht, entstehen zuweilen Texte mit Flügeln. Man ahnt da eine freundliche Welt, in der die Menschen zu sich kommen, um dann, so sie wollen, in Freiheit füreinander arbeiten zu können. Gewisse bodennahe Einwände haben es demgegenüber schwer, sich zu behaupten und gelten hier und da sogar als Miesmacherei. Wie soll aber die beschworene neue Welt unsere alte verändern, wenn sie sich von vornherein von deren kranken Strukturen abhängig macht? Das ist beim Grundeinkommen der Fall..."

Albrecht Kieadaisch: 22-Stunden-Woche statt Grundeinkommen
Thema Grundeinkommen

1 Kommentar:

Falkenburger hat gesagt…

Herr Kiedaisch bringt ja selbst den Satz, mit dem man das bedingungslose Grundeinkommen (bGE) rechtfertigen kann :“In einem erweiterten Sinn steht in der Weltwirtschaft jedem von uns ein bestimmter Anteil an den Ressourcen, der Technik, der Infrastruktur, den Patenten zu. Er muss uns zustehen, wenn wir an der Wirtschaft teilhaben wollen, wie uns sonst unser „eigener“ Leib zur Verfügung steht.“ Man muss das bGE nur in diesem Sinne als diesen uns zustehenden Anteil in Geldform begreifen.
Das Beispiel des überschaubaren Dorfes hat mittlerweile einen Schönheitsfehler : es geht davon aus, dass das Hervorbringen des Lebensnotwendigen ALLE Arbeitsfähigen erfordert. Unsere hoch arbeitsteilige und technisierte Wirtschaft hat aber diesen Schlummerzustand längst hinter sich gelassen. Die deutsche Einheit ist doch das beste Lehrbeispiel dafür, wie innerhalb kürzester Zeit ein kompletter, maroder Staat wie die DDR, auf Vordermann gebracht wurde – ohne das je Vollbeschäftigung von Nöten gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Die Arbeitslosenzahl stieg TROTZ grandios sich verbessernden Lebensstils auf 4,5 Millionen.
Es geht eben NICHT mehr um die bessere Verteilung von Arbeit für das LEBENSNOTWENDIGE; das ist schon lange Zeit üppig geregelt. Wir jammern ja auf bekanntlich hohem Niveau.
Es geht vielmehr um die AUSGESTALTUNG des LUXUS : Für WAS engagiere ich mich – obwohl das Notwendige schon da ist. Und dies muss vom System her gedacht eine demokratische Antwort sein. Und sie muss vom Einzelnen her INDIVIDUEL beantwortbar sein. Das bGE IST i. d. S. die demokratische Antwort : WIR zahlen die fällige Produktivitätsrendite kollektiv aus. WIR bauen unsere Gesellschaft um – weg von bezahlter Arbeit – hin zu Lebensbedarf, da die Arbeit für das Notwendige kein Regulativ mehr ist, für die Einkommenszuweisung für ALLE; denn es werden gar nicht mehr alle gebraucht. Insofern werden NIE mehr ALLE einen Einkommensanspruch aus ursprünglicher Arbeitsauffassung generieren können. DAS ist vorbei ! Wenn aber nicht mehr alle gebraucht werden – ist es dann nicht fair und menschenwürdig, den Nicht-Gebrauchten die freie, kreative Wahl zu lassen, mit WAS sie ihre Tage auf der Erde einem Sinn zuführen wollen ?
Wer das nicht will, muss i. d. T. Die vorhandene Arbeit auf alle verteilen. Er wird aber sehr bald auf die Frage der Qualifikation und das individuelle Maß von Befähigung und Leistungsbereitschaft stoßen, das dieser Verteilung in die Breite Grenzen setzt. Und er wird auf den derzeit betonierten Rahmen der hohen Steuer- und Abgabenlast auf dem Faktor Arbeit stoßen, der seine freie Verteilung blockiert. Und er wir dann - vielleicht doch- die elegante Lösung des bGE als den besten, derzeitigen „Nußknacker“ der Verkrustungen entdeken.
Karl-Heinz Falkenburger